Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft – Trends in der Gebäudeklimatik
17. Dezember 2015 von Viktor Weber
Der Sommer 2015 war einer der heißesten in der bisherigen Aufzeichnungsgeschichte Deutschlands. Gerade in Wohnimmobilien oder Gewerbeimmobilien, deren Gebäudeklimatik nicht für diese Außentemperaturen konzipiert worden waren, konnten die Richtwerte für ein optimales Raumklima oftmals nicht eingehalten werden.
Eine klimatische Zwischenbilanz der Immobilienwirtschaft
Im Zuge der Erwärmung werden jährlich 140.000 Klimageräte von privaten Haushalten in Deutschland erworben, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch wenig sinnhaft sind. Hochrechnungen des BUND ergaben, dass ein Klimagerät, welches an 30 Hitzetagen im Jahr in Betrieb genommen wird, 220 kWh pro Jahr verbraucht, wohingegen ein sparsamer 2-Personenhaushalt einen Gesamtverbrauch von 1000 – 14000 kWh pro Jahr hat.
Bei der Projektierung von Gewerbeimmobilien, insbesondere den Büroimmobilien, ist nachhaltige und effiziente Gebäudeklimatik bereits seit Jahren ein wichtiger Bestandteil. Problematisch ist jedoch der Umgang mit Objekten aus dem Altbestand, welche nicht den neusten Anforderungen entsprechen und auch nicht ohne Probleme aufgerüstet werden können.
Auch wenn also die Bestrebungen der Immobilienbranche im Hinblick auf eine nachhaltigere Gebäudeklimatik durch intelligente Belüftungs – & Dämmsysteme ein Schritt in die richtige Richtung sind, besteht noch Nachbesserungsbedarf. Aufgrund der intransparenten Datenlage im Markt, konnten lediglich die CO2 Emissionen für das Jahr 2013 im globalen Maßstab über alle Branchen herangezogen werden.
Im Jahr 2012 war Deutschland auf Platz 6 bei absoluten CO2 Emissionen, hinter den USA, Russland, China, Indien und Japan, was verdeutlicht, dass der relative Anteil Deutschlands an den weltweiten CO2 Emissionen prominent ist.
Der Immobiliensektor hat laut einer Studie der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) einen Anteil von 40% an den CO2 Emissionen in den Industrienationen, was verdeutlicht wie wichtig eine nachhaltige und innovative Lösung zur Reduktion der Treibhausgase notwendig ist. Der Verkehr ist für ungefähr 20% aller Emissionen verantwortlich zu machen, jedoch wird in diesem Bereich weitaus mehr für nachhaltige Innovationen getan, was man den Bestrebungen in Richtung E-Mobilität beobachten kann.
Der Wendepunkt – UN-Klimakonferenz in Paris 2015
Nach Jahren von wenig ergiebigen Verhandlungen konnten sich die 196 teilnehmenden Staaten der UN-Klimakonferenz in Paris vertraglich einigen. Das festgelegte Ziel ist eine Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5 – 2 Grad Celsius wobei das vorindustrielle Durchschnittsklima als Benchmark fungiert. Dieser Schritt ist in seiner historischen Bedeutung unbestritten, jedoch muss der Vertrag noch von mindestens 55 Staaten die für mehr als 55% aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, ratifiziert werden.
Bis dahin ist dies ein nicht-bindender Vertrag und demnach lediglich eine Absichtserklärung, die jedoch einen Impuls zur Besserung an die Immobilienbranche und andere emissions-verantwortliche Industrien darstellt.
Trends in der Gebäudeklimatik – Für eine nachhaltigere Zukunft
Der gravierendste Trend ist die nachfrage-seitige Anspruchsänderung an die Nachhaltigkeitskriterien einer Immobilie durch die Regierung und umweltbewusstere Nutzer, was sich zum Beispiel in der Novellierung der Energieeinsparverordnung (ENEV) für 2016 manifestiert.
Professor Thomas Auer von der TU München hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erläutert, dass der Schlüssel für nachhaltigere Immobilien nicht in der Technik, sondern viel mehr in der Gestaltung der Immobilien liege. Auch Professor Georg Sahner von der Hochschule Augsburg schließt sich dieser Meinung an, da sich durch bauphysikalische Änderungen Emissionen signifikant gesenkt werden könnten. Zum einen kann eine adäquate Verschattung den Bedarf für Kühlung senken oder man nutzt intelligente, Baumaterialien für Wände, Decken und Böden, um Wärme im Winter und Kälte im Sommer zu speichern.
Eine technologische Innovation wäre die Nutzung von Sensoren, die das Raumklima automatisiert, möglichst ökonomisch wie auch ökologisch verträglich, regulieren. Mit konstant abnehmenden Kosten, besserer Datenerfassung und weniger Platzbedarf, werden mittelfristig auch Wohnimmobilien oder kleinere Projekte zu smarten Immobilien umgewandelt werden. Durch die Nutzung von algorithmisch-basierten Auswertungen der Daten können gänzlich neue, lernende Modelle für die perfekte Gebäudeklimatik programmiert werden, die auch adaptiv sind und sich den klimatischen Bedingungen anpassen. Solche Bulding Energy Management Systems (BEMS) werden von zunehmender Bedeutung sein, und können auch durch Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz oder dem Internet of Things kombiniert werden. Einen kurzen Überblick über weitere Technologien und die Wirkungen auf deren disruptive Wirkungen auf die Immobilienwirtschaft finden sie hier.
Selbst Hausbesitzer können mit innovativen Lösungen ihren Energiebedarf senken und ihre Immobilie besser managen. So können zum Beispiel Lösungen wie das smarte Thermostat von Tado einen Beitrag leisten und Kosten einsparen.
Sollten Sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen wollen und suchen noch nach fachkundiger Unterstützung, dann hilft Ihnen das Team von Dr. Wagner & Partner gerne weiter. Kontaktieren Sie uns einfach hier.