Mein Büro – Mein „Personal Trainer“
10. Januar 2014 von Jens Schneider - Dr. Wagner & Partner
Durch den viel zitierten „war for talents“ und rapide zunehmende Altersdurchschnitte in Belegschaften wird die Gesundheitsförderung in deutschen Unternehmen immer wichtiger. 90 Prozent der Betriebe bieten mindestens eine Maßnahme in diesem Sektor für ihre Beschäftigen an oder planen dies konkret, so eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter rund 1500 Firmen.
Die Unternehmen haben erkannt, dass sich durch gezielte Gesundheitsförderung sowohl die Mitarbeiterbindung festigen ließe, aber vor allem die Anzahl der Krankheitstage erheblich reduzieren kann. Der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Derck verwies auf Studien, wonach jeder in die Krankheitsvorbeugung investierte Euro einen Ertrag von zwei bis drei Euro bedeute.
70 Prozent der Unternehmen investieren in gesundheitsfördernde Arbeitsplatzausstattungen, z.B. ergonomische Bürodrehstühle, Steharbeitsplätze oder flexibel nutzbare Elemente. Zudem spielen das Raumkonzept und die funktionale Gestaltung eine wichtige Rolle. Nicht jeder Handgriff sollte unmittelbar vom Arbeitsplatz zu erledigen sein, Aktionen und Bewegungen gilt es bewusst herauszufordern – im Interesse jeden Mitarbeiters (s. Artikel Aufstehen – Bitte!).
45 Prozent der Firmen haben Impfungen und Vorsorgeuntersuchen im Programm. Sport- und Bewegungsangebote (inhouse Kurse, externe Partnerschaften etc.) werden in 43 Prozent der Betriebe aufgeführt. Dabei kooperieren sie auch mit Fitness-Studios, Physiotherapeuten oder Ärzten. Nahezu ein Viertel bieten Angebote zur Stressbewältung an oder planen diese. Ergänzend dazu werden bei ca. 25 Prozent der Befragten spezielle Essensangebote oder Ernährungsberatung offeriert. Total Deutschland installierte im Berliner Tour Total für Ihre Mitarbeiter mitunter einen zentralen Sozialbereich mit Kurs- und Sportraum, Duschen / Umkleiden und Arztzimmer.
Besonders zu erwähnen ist, dass ca. 45 Prozent der Unternehmen auf eine Sensibilisierung der Führungskräfte bei der Gesundheitsförderung der Mitarbeiter setzen. Diese sind sehr wichtige Treiber um eine „Grundrauschen“ zum Thema zu erzeugen. Als Partner binden einige Betriebe Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften ein. Die Betriebskrankenkassen vergeben zum Beispiel einen Unternehmenspreis Gesundheit, wenn das Thema zur Chefsache gemacht wird.
Bestimmte Präventionsleistungen werden sogar staatlich gefördert (Steuerfreibetrag von 500 Euro pro Mitarbeiter), jedoch lediglich ca. 17 Prozent der Firmen machen dies bisher geltend.
Neben den genannten Maßnahmen und außerhalb des Umfragekreises, bieten manche Unternehmen vermeintlich sehr ausgefallene Vorschläge zur Bewegungsförderung der Mitarbeiter an. Dies reicht von „Spielzimmern“ (Wii Places, Kicker, Billiard, Musik etc.) bis hin zu wirklichen Hindernisparcours. Zielsetzung ist eine deutliche Steigerung der Gesundheitsprävention – durch eigene Motivation der Mitarbeiter.
Da der durchschnittliche Büronutzer knapp 85 Prozent der Zeit im Sitzen verweilt – wohlgemerkt in der anatomisch schlechtesten Haltung für den Menschen – sollte jeglicher Aktionismus wohl unumgänglich sein!
Nicht nur gilt es durch die Integration von Bewegungsangebote in die vorhandenen Workflows die Sitzzeiten zu reduzieren. Vielmehr sollten auch der Spaß bei der Sache und eine Vertrauenskultur (s. Artikel In 3 Schritten zum Arbeitsplatz der Zukunft) den Mitarbeitern die Möglichkeiten geben, entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen (alleine oder im Team), eine (Büro-)Auszeit zu nehmen.
Kreativität, Innovation, Konzentration und Erholung entstehen mitunter verstärkt beim Joggen in der Mittagspause, beim Spaziergang am Fluß oder durch viele andere „aktive“ Unternehmungen – mangelt es an Bewegung, mangelt es an kognitiver Leistungsfähigkeit.
In diesem Sinne: Bewegen Sie sich – in jede Aktentasche passt noch ein Paar Sportschuhe und ein Handtuch!
Quelle und Auszüge: Die Welt Kompakt – Wirtschaft; Donnerstag, 9. Januar 2014