Immobilienwirtschaft – Trends und Treiber 2012
3. April 2012 von Dr. Roman Wagner - Dr. Wagner & Partner
Der deutsche Büromarkt vollzieht derzeit einige tiefgreifende Veränderungen. Das bleibt auch für die Akteure in der Immobilienwirtschaft nicht ohne Konsequenzen. Immer mehr Unternehmen lassen sich bei der Immobilien- und Standortstrategie umfassend beraten, ziehen Nachhaltigkeitsaspekte, die Flexibilität, den Service und die Verträge für die Immobilie in die Entscheidungen mit ein. Dabei sind Nutzer bereits in einer stärkeren Verhandlungsposition als jemals zuvor.
1. Flexiblere Mietverträge: Der Trend geht tendenziell zu kürzeren Mietvertragslaufzeiten als den bisher üblichen fünf (Bestand) oder zehn Jahren (Neubau). 3-Jahres-Verträge gewinnen an Boden und sollen laut der Studie Offices 2020 von Jones Lang LaSalle 2020 bereits rund vierzig Prozent aller neuen Vertrags-Abschlüsse ausmachen. Ursächlich hierfür sind vor allem der technologische Wandel sowie sich zunehmend verändernde Arbeitswelten, die von den Büronutzern mehr Flexibilität verlangen. Nicht nur die möglichst kurze Vertragslaufzeit, sondern vor allem die flexible Gestaltung der Mietverträge über Sonderkündigungsrechte für Teilflächen oder Optionen auf neue Flächen werden favorisiert.
2. Nachhaltigkeit: Die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen wird die Wettbewerbsfähigkeit der Immobilienwirtschaft zukünftig stärker beeinflussen als andere Wirtschaftszweige. Dies ist das Ergebnis einer Studie, welche die Deutsche Hypo mit dem Titel Studie Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft veröffentlicht hat. Treiber dieser Entwicklung sind hier die Büronutzer – vor allem für große Unternehmen ist das Vorhandensein eines Nachhaltigkeitszertifikats inzwischen Bedingung bei der Anmietung von Büroflächen.
3. Corporate Real Estate Services: Unternehmen setzen bei der Suche nach Büroflächen verstärkt auf umfassende Beratungsmandate. Galt dies für große Konzerne schon lange, so beauftragen inzwischen immer häufiger auch kleinere Unternehmen Beratungshäuser mit der Erarbeitung und Umsetzung einer Immobilien- bzw. Standortstrategie (s. Artikel Anmietungskriterien großer Nutzer). Corporates legen Standards für die Arbeitsplatzausstattung und den Flächenverbrauch mittlerweile dezidiert fest. Weit verbreitet sind sog. „Design Workbooks“ mit Vorgaben zu technischen, baulichen und rechtlichen Aspekten für die Anmietung von Gebäuden und deren Umbau.
4. Service: Im Wettbewerb um den Mieter ist der Faktor „Service“ immer noch eine vernachlässigte Größe. Und das, obwohl Umfang und Qualität der im direkten Arbeitsumfeld erbrachten Serviceangebote einen spürbaren Einfluss auf die Motivation und Leistungsfähigkeit der Büroangestellten haben. Die Studie Serviceimmobilie 2012 von Union Investment belegt, dass Nutzer mit dem Serviceangebot im unmittelbaren Arbeitsumfeld nur mäßig zufrieden sind. Fast jeder Vierte wünscht sich im direkten Arbeitsumfeld ein besseres Angebot für die Verpflegung; ebenso stehen bessere Sport- und Wellness-Angebote in unmittelbarer Nähe zum Büroarbeitsplatz ganz oben auf der Wunschliste. Food & Fitness sind auch die Servicebereiche, für die in der Studie die größte Zahlungsbereitschaft gemessen wurde.
Für die Akteure der Immobilienwirtschaft ergeben sich aus den oben erläuterten Trends vielfältige Chancen. Es bleibt bei der Frage, wie kann ich attraktive Mieter für meine Immobilie gewinnen und auch darin halten. Dennoch ändert sich das Berufsbild: Makler und/oder Berater?!