Coworking – bloß kein Klotz am Bein
9. Oktober 2011 von Dr. Roman Wagner - Dr. Wagner & Partner
Derzeit gibt es in Deutschland etwa 150 so genannter Coworking-Spaces. Bis 2015 werden hierzulande mindestens 500 dieser „Räume zum Zusammenarbeiten“ ihr Auskommen finden. Das prophezeit der Zukunftsforscher Prof. Walter Simon, der angesichts von immer mehr Freiberuflern dieser vor gut sechs Jahren aus den USA herübergeschwappten Idee große Erfolgschancen – auch in Deutschland – einräumt.
Was dieser Trend für die Immobilienwirtschaft bedeutet, beantwortet Prof. Simon in einem Interview mit der Redakteurin Gerda Gericke von der Immobilienzeitung. Laut Simon muss man die Coworking-Büros in Zusammenhang mit dem 1990 eingeleiteten Prozess der „neuen Selbstständigkeit“ sehen. Immer mehr Menschen machten sich nach der Wiedervereinigung und im Gefolge der Banken- und Wirtschaftskrise 2008/2009 selbstständig. In den letzten zehn Jahren wuchs die Zahl der Freiberufler um 105%. Sie prägen in immer stärkerem Maße die deutsche Wirtschaftslandschaft, vor allem in der projektbezogen organisierten IKT-Branche und in den Medien. In einer immer komplexer werdenden Gesellschaft steigt der Beratungsbedarf. In diese Lücke stoßen die neuen Selbstständigen. Aber für ihre Art der Tätigkeit erübrigen sich die typischen Merkmale klassischer Selbstständigkeit wie Geschäftssitz, Kapitalausstattung, Belegschaft und Gesellschaftsform. Sie sind mal hier und mal dort tätig. Da wäre ein eigenes Büro mit hohen Fixkosten nur ein Klotz am Bein.
Auch wenn sich aus Vermietersicht nicht zwangsläufig höhere Mieten durchsetzen lassen, so sind es insbesondere leer stehende Gebäude mit Großraumbüros, Lofts, möglichst in zentraler Stadtlage, die sich an Cowing-Spaces vermieten lassen. Damit kann vielleicht der ein oder andere Eigentümer eine Problemimmobilie vermieten. Prof. Simon seht den Markt in einem deutlichen Aufwind. Sind es in Deutschland momentan 140 Coworking-Spaces, so wird sich ihre Zahl bis 2015 auf mindestens 500 vervielfachen.
Chancen von Coworking
„Knapp jeder dritte professionelle Vermarkter von Gewerbeimmobilien rechnet damit, dass Coworking-Spaces auch fernab der großen Metropolen an Bedeutung gewinnen werden. Das geht aus einer Umfrage des Onlineportals ImmobilienScout24 unter 800 Gewerbevermietern Anfang des Jahres 2011 hervor. Aus Sicht der Branche sollten Coworking-Spaces unbedingt über eine gute Anbindung an den örtlichen Nahverkehr (28%) und eine gute Parkplatzsituation (27%) verfügen. Weniger wichtig seien bei den Schreibtischen auf Zeit gute energetische Eigenschaften (5%) oder eine schnelle Anbindung an den Flughafen (6%).“