Europas Immobilienmärkte weiter in einer Rezession
22. Juli 2013 von Dr. Roman Wagner - Dr. Wagner & Partner
Das Bild am hiesigen Immobilienmarkt ist heute zweigeteilt. Einerseits steigt laut Institut der Deutschen Wirtschaft Köln die Zahl der Bürobeschäftigten stetig an. So hat die Zahl der Büroarbeiter seit 2008 um 7,5 Prozent zugelegt, allein in den letzten 12 Monaten gab es einen Anstieg von über 2 Prozent. Insbesondere München (16,6 %) und Berlin (11,8 %) haben von diesem Trend profitiert. Demographisch belastete Städte wie Duisburg, Dortmund, Magdeburg hingegen zeigen ein unterdurchschnittliches Wachstum. Da diese Entwicklung als Frühindikator für den Büroimmobilienmarkt gilt, ließe sich auf deutlich steigende Mieten spekulieren. Bislang hat sich die hieraus folgende Büronachfrage allerdings noch nicht auf das Niveau der Mieten ausgedrückt. Das mag wohl an der zeitlichen Verzögerung und am deutlichen Überangebot an Büroflächen in den meisten Städten begründet liegen.
Auf der anderen Seite leiden die ansonsten wirtschaftsstarken Länder in Europa noch immer schwache Wirtschaftsaussichten. Die haben die wichtigsten Volkswirtschaften weiterhin Mühe, die nächste Phase einer Rezession zu vermeiden. Das macht sich auch bei den Kapitalströmen bemerkbar, die nicht über das Niveau des 10-Jahres-Durchschnitt in Höhe von €120-150 Mrd. p.a.hinaus bewegen. Trotz zahlreicher Chancen konzentriert sich das Immobilienkapital dabei weiterhin auf Core-Investitionen in London, Paris und Stockholm und einigen wenigen wichtigen Immobilienhochburgen in Deutschland. Die Strategien der Investoren haben sich in den letzten sechs Monaten nicht wesentlich verändert, jedoch stoßen ertragsstärkere Strategien zunehmend auf Interesse.
Neben Debt-Investments sind es vor allem Nischen-Sektoren, die eine Attraktive Rendite versprechen. Studentenwohnungen zum Beispiel erweisen sich als relativ rezessionssicher. Und Erweiterungsprojekte namhafter Budget-Hotel-Ketten sind ebenfalls ein Markt, auf dem Investoren sich gute, langfristige laufende Erträge sichern können.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Hoffnung der Immobilienbranche nach stärkeren Kapitalströmen in Richtung Europa in den nächsten Monaten bewahrheitet und die Eigentümer bereits zu deutlichen Abschlägen z.B. bei „Trophy“-Immobilien in Süd-Europa bereit sind.