Hoch hinaus – warum in Düsseldorf ein CBD Sinn macht
23. August 2011 von Dr. Roman Wagner - Dr. Wagner & Partner
Spätestens seit meiner Masterarbeit zum Thema „Rethinking Scyscraper“, die ich nach dem Anschlag auf die Twin Towers 2001 schrieb, habe ich ein Faible für Hochhäuser. In den letzten fünf Jahren, die ich in Frankfurt gearbeitet habe, konnte ich die meisten davon besichtigen und unsere Kunden einige Male von den Vorteilen eines hohen Hauses überzeugen. Mit dem MainTor und dem TaunusTor sind aktuell zwei große Hochhausentwicklungen in der Realisierung.
Auch wenn Frankfurt die einzige Stadt in Deutschland mit einer „richtigen“ Skyline ist, so verfügen auch andere Städte über Hochhäuser. Am leichtesten mit der Genehmigung hat sich sicherlich Düsseldorf getan, die bereits über eine ganze Reihe von Hochhäusern verfügen. Die sind über die Innenstadt vertreut, eine Clusterbildung ist aktuell nicht zu erkennen. Der Hochhausrahmenplan von 2009 weist neben den bestehenden hohen Häusern wie das Arag-Gebäude, Dreischeibenhaus, Mannesmann und Stadttor weitere Projekte z.T. über 100 m aus: Mercedesstraße, Innenministerium, Schießstraße etc.
Ob Hochhäuser sinnvollerweise als einzelne Objekte, in Reihe oder als Cluster angeordnet werden, muss im Einzelfall geprüft werden. Hierbei wichtig sind die Auswirkungen auf die Umwelt (Verschattung, Thermik, Klima, ressourcenschonende Bauweise u.a.), Blickbeziehungen im Stadtraum, Leistungsfähigkeit der Infrastruktur, Beeinträchtigung des Flugverkehrs und – in den letzten Jahren wieder zunehmend wichtig – die Ausgestaltung des Sockelbereiches zur Integration des Hauses in die öffentliche Nutzung. Städtebaulich ist ein Konglomerat von Hochhäusern an ausgewählten Standorten sicherlich sinnvoll, soweit diese die genannten Kriterien erfüllen; ebenso eine sog. „Stadttorfunktion“ an wichtigen Verkehrsknotenpunkten.
Der Hochhausrahmenplan für Düsseldorf von 2004 sieht zur Genehmigung von Hochhäusern folgende Vorgehensweise vor:
„Als Handlungskonzept wird eine Standortverträglichkeitsprüfung vorgeschlagen, die gemeinsam mit Investoren und Bauherren durchgeführt wird. Diese Untersuchung enthält nach dem vorgeschlagenen Katalog u.a. Aussagen zum Standort, zur Einbindung des Projektes in das näher und weitere Umfeld, zur Erschließung, zu Umweltauswirkungen sowie zur städtebaulichen und gestalterischen Qualität. Die Aussagen bilden die Grundlage für anschließende verwaltungsseitige und politische Entscheidungen. Es wird vorgeschlagen, für jedes Hochhausprojekt eine Standortverträglichkeitsprüfung nach dem erarbeiteten Kriterienkatalog durchzuführen.“
Im Vergleich mit Fankfurt kommt aber ein weiterer Aspekt hinzu, der für die Hochhausentwicklung in einer Stadt von Bedeutung ist. Der sogenannte CBD (Central Business District) ist für internationale Investoren und große Nutzer ein gesetzter Begriff: Hier werden die höchsten Qualitätsstandards offeriert und i.d.R. die höchsten Preise gezahlt – internationale Anwaltskanzleien, Banken und Berater fragen diesen Bereich gezielt nach. Ein fest umrissener „District“ macht auch aus Gründen der Vergleichbarkeit mit Städten wie Frankfurt und Hamburg Sinn.
Einen gewichtigen Fürsprecher hat die Stadt Düsseldorf mit Marcel Abel, Niederlassungsleiter von Jones Lang LaSalle. In einem aktuellen Artikel aus der Welt Online „Düsseldorf braucht Hochhäuser“ setzt sich Abel sowohl für weitere Hochhäuser im Bereich Regierungsviertel und Kennedydamm ein, als auch für den Begriff CBD. Die Frage nach Nutzern beantwortet er ebenfalls. Neben japanischen und chinesischen Unternehmen, sind es wohl auch zunehmend Firmen aus Indien, die Interesse an Düsseldorf haben könnten. Aber auch mit Blick auf die großen Unternehmen in Düsseldorf könnte sich ein Bedarf ergeben. Auffallend, dass diese bis auf Ergo in recht niedrigen Gebäuden sitzen: Eon, Rheinmetall, Metro, Henkel, WestLB etc.
Es bleibt also abzuwarten, ob sich die Stadt und die Immobilienverantwortlichen auf die Vorschläge zum CBD und weiteren Hochhausclustern einlassen. Im Architektur-Forum setzen sich bereits viele Nutzer mit positiven Kommentaren hierzu ein…