BSO-Studie 2011 – Schwachstellen im Büro aufgedeckt
16. Juni 2011 von Dr. Roman Wagner - Dr. Wagner & Partner
Eine breit angelegte Befragung des bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel e.V. in 603 Unternehmen offenbart noch immer Schwachstellen in der Ausstattung deutscher Unternehmen. Allerdings hatte bereits die Vorgängerstudie 2008 deutlich gemacht, dass die Attraktivität des Arbeitsplatzes für potenzielle neue Mitarbeiter eine gewichtige Rolle spielt. Wie sich die Unternehmen in der Zwischenzeit aufgestellt haben, kommt in der aktuellen Studie zum Ausdruck.
Zwei aus meiner Sicht zwei überraschende Ergebnisse vorweg:
- der Betriebsrat hat so gut wie kein Mitspracherecht in deutschen Unternehmen hinsichtlich der Beschaffung von neuem Mobiliar (0-1,5 %), hier sind die Mitarbeiter je nach Unternehmensgröße selbst stärker aktiv (15-25%).
- nur knapp 10 % der befragten Unternehmen nutzen derzeit open-space Konzepte oder Großräume. Die noch immer mit Abstand am weitesten verbreitete Büroraumform sind Zellenbüros, gefolgt von Gruppenräumen für max. acht Personen
Meine Studie „Begegnungsqualität in Bürogebäuden“ aus dem Jahre 2007 konnte den Zusammenhang zwischen verschiedenen Bürokonzepten und der Produktivität der Nutzer empirisch belegen. Zu einem vergleichbaren Ergebnis kommt die bso-Studie 2011: Rund 72 % aller Befragten sind der Meinung, dass die Raumform einen Einfluss auf die Produktivität ihrer Mitarbeiter hat. Allerdings gehen die Befragten davon aus, dass die Zufriedenheit mit der Größe der Räume deutlich abnimmt. Dabei fällt auf, dass sich zwischen den Einschätzungen zu Büros für neun bis 25 Personen und den Open Spaces und Großraumbüros kein signifikanter Unterschied mehr darstellt.
Insbesondere open-space Konzepte werden nicht so schlecht bewertet, wie es oben den Anschein macht. Tatsächlich sagen 27,3 % aller Befragten aus, dass in gut gestalteten open-space Konzepten eine Produktivitätssteigerung zu beobachten war und 28,8% erleben ihre Mitarbeiter überdurchschnittlich motiviert und zufrieden.
Die Mehrheit der Unternehmen erwartet eine deutliche Zunahme der Teamarbeit, der Eigenverantwortung und erhöhte Anforderungen an die Kreativität der Beschäftigten in ihren Unternehmen. 41,8 % der Befragten halten eine Anpassung der Bürogestaltung an künftige Veränderungen der Büroarbeit für notwendig oder zumindest für sinnvoll.
Überzeugungsarbeit ist im Hinblick auf dynamisches Arbeiten – der Wechsel zwischen Arbeiten im Sitzen und im Stehen – notwendig. Gerade einmal in 9,0 % aller befragten Unternehmen hat jeder Beschäftigte eine wie auch immer geartete Mög lichkeit zu zeitweiligem Arbeiten im Stehen. Für eine komplette Ausstattung mit den besonders flexibel nutzbaren Sitz-Steh-Arbeitstischen haben sich erst 4,6 % der befragten Unternehmen entschieden.
Für diejenigen, die zukünftig einen neuen Arbeitsplatz suchen, sei empfohlen, sich den Arbeitsplatz im Vorfeld kritisch anzuschauen. Die bso-Studie 2011 hat erneut aufgezeigt, dass die Ausstattung in Unternehmen ein Indikator für die Mitarbeiterorientierung des Arbeitgebers ist. Wer seinen Beschäf tigten gutes Mobiliar zur Verfügung stellt, bemüht sich auch um deren Gesundheit und Wohlbefinden!
Die Zusammenfassung gibt es hier als PDF-Download